In der Galerie vor der Klostermauer sind die Bilder von Benno Meier zu sehen. «Landschaften und Wetter» ist die Ausstellung des Gossauers betitelt, der fast ausschliesslich Himmels- und Bergformationen malt.
Von Christina Genova
Die Berge waren einmal Benno Meiers Leidenschaft. Zehn Jahre lang – von fünfzehn bis fünfundzwanzig – war er aktiver Bergsteiger und -kletterer. Die intensive Zeit in den Bergen hat ihn geprägt und hallt noch heute nach. Es sind Wechselbäder der Gefühle, denen man in der Bergwelt ausgesetzt ist: Auf die Anstrengungen des Aufstiegs folgen die Glücksgefühle bei der Ankunft auf dem Gipfel.
Ein plötzlicher Wetterumschwung kann die ganze Unternehmung in Gefahr bringen, und immer ist die Gewissheit präsent, dass auf den Aufstieg unweigerlich auch der Abstieg folgen muss.
Spontan begonnen
Benno Meiers reicher Fundus an Eindrücken und Erfahrungen fliesst direkt und intuitiv in seine Werke ein. Die in der Galerie vor der Klostermauer unter dem Titel «Landschaften und Wetter» ausgestellten Bilder des Gossauer Künstlers zeugen davon. Meier ist in einer Zeit des Umbruchs zum Malen gekommen: Vor zehn Jahren entschloss er sich, seinen angestammten Beruf als Elektroniker an den Nagel zu hängen und eine Ausbildung zum Sozialarbeiter zu beginnen. Er, der bis anhin mit der Kunst nichts am Hut hatte, begann spontan, seinem inneren Erleben durch die Malerei Ausdruck zu verleihen. Malen konnte er auch, wenn ihm einmal die Worte fehlten.
Mit blossen Händen
Benno Meier malt überwiegend Berglandschaften: schroffe Felsen, aufziehende Gewitterfronten, um die inneren Stürmen abzubilden, aber auch ein azurblauer Bergsee und eine vergessene Alp. Immer wirken die Werke in sich geschlossen und harmonisch.
Nur selten lassen sich in seinen Bildern Spuren menschlicher Präsenz entdecken, eine Schaukel oder ein paar Skier etwa. Ansonsten findet man ausschliesslich Himmels- und Bergformationen. Es sind eigenwillige Werke, fern von jeder Modeströmung im Kunstbetrieb, gefühlsstark und stimmig in ihrem Ausdruck.
Meier arbeitet mit Acrylfarben. Diese trägt er pastös und in mehreren Schichten mit dem Spachtel auf, so dass sie wie Ölgemälde wirken. Im Überschwang der Gefühle arbeitet er gelegentlich auch mit den blossen Händen – «Zornberg» hat er eines dieser Werke genannt. Die Berge malt der Künstler nicht etwa nur grau in grau. Immer wieder drücken Farben durch, so als ob die Berge in ihrem Innern ein buntes Geheimnis bergen würden.
Schreibend und malend
Benno Meier, der schon lange ein Tagebuch führt, nähert sich schreibend und malend seinem Thema an. Manchmal ruhen die Bilder monatelang, bis er sie wieder zur Hand nimmt und sie weiterbearbeitet, bis es stimmt. Dies sind Momente puren Glücks für den Künstler – vielleicht vergleichbar mit dem Gefühl, gerade einen Sechstausender bezwungen zu haben.
Bis 11. Oktober, Galerie vor der Klostermauer St. Gallen
Erschienen im St. Galler Tagblatt am 24.09.2009