Die Stoffe, die die St. Galler Künstlerin Margaret Kolp verwendet, kommen zumeist aus der Industrie. Unter der Hand der Künstlerin verändern sie sich in ganz neue Gewebe.
Von Christina Genova
Glänzende, schimmernde Stoffe, die zum Träumen anregen, verwendet Margaret Kolp für ihre Strukturbilder, die zurzeit in der Galerie vor der Klostermauer zu sehen sind. Die St. Galler Künstlerin hat bis auf eine Ausnahme aber nicht etwa Haute-Couture- Stoffe verarbeitet, sondern fast ausschliesslich Metallgewebe aus der Industrie. Diese High-TechStoffe, die zum Beispiel im Siebdruck, bei Filtern, Computern oder im Flugzeugbau zum Einsatz kommen, faszinieren, weil sie in sich scheinbar gegensätzliche Materialeigenschaften vereinen.
Inspirationsquelle Natur
Kühle Metalle wie Stahl, Bronze, Kupfer, Zink und Messing verlieren ein Stück weit ihren harten Anstrich und wirken plötzlich weich und sinnlich. Die Künstlerin versteht es, mit diesen Gegensätzen zu spielen. Als Inspirationsquelle dient ihr die Natur, deren Formenvielfalt sie aufnimmt: Stahlfäden erinnern an Nebelschwaden, und Kupfer- bzw. Messinggewebe kräuselt sich wie die Wasseroberfläche eines Sees. Margaret Kolp lotet aus, wie weit ihre Vorstellungen und Ideen in Einklang zu bringen sind mit den spezifischen Möglichkeiten und Grenzen des ihr zur Verfügung stehenden Materials.
Die Werklehrerin experimentiert schon seit bald zehn Jahren mit diesen besonderen Stoffen, die zart und störrisch zu gleich sind. Sie biegt, faltet und dreht die Gewebe von Hand oder bearbeitet sie mit Bunsenbrenner und anderen Hitzequellen immer auf die Gefahr hin, dass sie diesen Prozeduren nicht standhalten oder sich ihnen widersetzen.
Hintergründig zu vordergründig
Feines Kupfergewebe reisst sogleich, wenn es zu starker Hitze ausgesetzt wird. Behandelt man es aber sorgfältig mit der Flamme eines Zündholzes oder einer Kerze, verändert es seine Farbe wie durch Zauberei und schillert in neuen Farbschattierungen.
Veränderungen, das Spiel mit Licht und Schatten, interessieren die Künstlerin. Sie legt unterschiedlich strukturierte Stoffe übereinander, und je nach Lichteinfall changieren ihre Farben, wirken einmal transparent, dann wieder dicht gewoben, Hintergründiges wird vordergründig und umgekehrt. Dies gilt auch für ihre zauberhaften «Schuppen»-Bilder. Mit viel Geduld hat sie mit Rohseide oder Wolle gefülltes Kupfergewebe zwischen die Maschen von Hühnerdrahtgeflecht gefügt. Die schuppenartig angeordneten Strukturen glitzern tatsächlich wie das Schuppenkleid eines Fisches oder Reptils.
Die Metallgewebe verarbeitet Margaret Kolp zusammen mit anderen Materialien wie Rosshaar und Glas auch zu dekorativen Blütenobjekten, die wandelbar sind und je nach Gusto an einer Stange befestigt werden können.
Bis 28.6., Galerie vor der Klostermauer (Zeughausgasse 8); So, 14.6., Sonntagsapéro.
Erschienen im St. Galler Tagblatt am 12.06.2009