«America Latina – Marca Registrada» heisst die Ausstellung der Casa Latinoamericana mit Fotografien und Bildern im Waaghaussaal.
Von Christina Genova
Was die sieben Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung miteinander verbindet, ist die Herkunft aus einem Land des spanischen Sprachraumes oder der enge Bezug zu einem dieser Länder.
Entsprechend heterogen präsentieren sich die zum fünfjährigen Bestehen der Casa Latinoamericana im Waaghaus ausgestellten Fotografien und Bilder. Zu den herausragendsten Arbeiten gehören die Fotocollagen von Sophia Keller Girón. Die in St. Gallen aufgewachsene Künstlerin ist mit dem guatemaltekischen Künstler und Schriftsteller Manuel Girón verheiratet, der mit seinen Bildern ebenfalls vertreten ist.
Verbindungen weben
Sophia Keller Girón lebte fünf Jahre in Guatemala und hat dort ihre Liebe für die textile Kultur des Landes entdeckt. Bei ihren neuen Werken verbindet die ausgebildete Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin ihre textile Leidenschaft mit jener für Fotografie, indem sie gekonnt die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung nutzt. Der 2007 entstandenen Serie «telas, que cuentan historias» (Stoffe, die Geschichten erzählen), liegen Schwarz-Weiss-Fotografien zugrunde, die Alltagsszenen aus Guatemala zeigen und die teils digital bearbeitet wurden. Darüber legen sich, einem halbtransparenten Schleier gleich, die Bilder bunter guatemaltekischer Stoffe. Dadurch erhalten die Collagen Tiefe; sie wirken heiter, licht und ungemein zeitgemäss.
Eingeritzte Botschaften
Eine andere Art von Schichtung hat der in Zürich wohnhafte peruanische Soziologe und Fotograf Juan Carlos Carillo mit der Kamera festgehalten. Seine Fotoarbeiten beschäftigen sich mit der Nutzung des urbanen Raumes. Chingòn, eine Serie von vier Schwarz-Weiss-Fotografien, zeigt die über und über mit Kritzeleien bedeckten Wände des Pissoirs einer Bar in Lima. Düster und roh wirken die eingeritzten Botschaften. Die Menschen hinterlassen hier ihre Spuren, gleichzeitig treten sie damit in Verbindung zu jenen, die sich bereits verewigt haben und jenen, die noch kommen werden.
Auf Lastwagen und Märkten
Weitere Fotoarbeiten sind vom Fotografen und Ingenieur Jost Baumgartner zu sehen, der die Rückenansichten von Lastwagen mit den darauf angebrachten Sinnsprüchen der Fernfahrer eingefangen hat. Der in St. Gallen wohnhafte Fotograf und Architekt Marco Ubieto hat seine Fotos von Menschen auf guatemaltekischen Märkten auf synthetisches Gewebe gedruckt und die Bilder an Wäscheleinen gehängt unter dem Motto «sacando los trapitos al sol» (sinngemäss «die Wahrheit ans Licht bringen»). Mit seinen Fotografien will er denn auch die Lebensrealitäten der Menschen zeigen, fern von jeder Postkartenidylle.
Mit Malerei vertreten sind zudem der in Arbon lebende Juancho Vinueza aus Ecuador und die im lichtensteinischen Mauren wohnhafte argentinische Malerin Betty Hummel.
Morgen Sa, 19-23, So ab 17 Uhr, Di/Do ab 19 Uhr; sowie Sa 13. 9., Finissage, ab 17.30; Eintritt frei
Erschienen im St. Galler Tagblatt am 05.09.2008