St.Galler Tagblatt

Eine Reise ins Ungewisse

Die Rheintaler Künstlerin Dora Koller stellt in der St. Galler Galerie vor der Klostermauer aus
Bereits zum zweiten Mal erhält die Künstlerin Dora Koller die Gelegenheit, ihre Werke in der Galerie vor der Klostermauer zu zeigen. Waren es im Herbst 2002 noch Frauenakte, die sie ausstellte, zeigt sie in ihrer aktuellen Ausstellung «Malerei» eine neue Seite ihres Schaffens.

Es sind überwiegend abstrakte Arbeiten, die im Laufe der letzten zwei Jahre entstanden sind. Das Aktmalen hat Dora Koller aber nicht etwa aufgegeben. Bei Karl Fürer, bei dem sie sich in den vergangenen fünfzehn Jahren kontinuierlich künstlerisch weitergebildet hat, besucht sie wöchentlich einen Aktzeichenkurs.

Thema mit Variationen
An zwei Tagen pro Woche arbeitet Dora Koller, die als Französischlehrerin tätig ist, in ihrem Atelier. Am Anfang jedes Werkes steht eine Farbe. Diese bildet den Ausgangspunkt für eine Reise ins Ungewisse, geleitet allein von der Intuition. Am Ziel ist die in St. Margrethen lebende Künstlerin, wenn das Bild im erwünschten Gleichgewicht steht. Bis dies der Fall ist, trägt sie in Acryl oder Mischtechnik Farbschicht um Farbschicht auf. Da die unteren Schichten zum Teil noch durchscheinen, erhalten die Bilder Tiefe. Dora Koller arbeitet immer parallel an mehreren Werken. So entsteht ein Thema mit Variationen, wie man es in der Musik nennen würde. Immer wieder findet man geometrische Flächen, man glaubt Landschaften zu erkennen oder Blumen. Manche Bilder sind in kräftigen Rot- und Brauntönen gehalten, bei anderen werden Farben nur zurückhaltend eingesetzt.

Einer der Bilderserien ist gemeinsam, dass Dora Koller ihr Radierungen zugrunde legte. Nachdem die Künstlerin in einem Kurs das Radieren erlernt hatte, musste sie einsehen, dass diese Technik ihr nicht wirklich entsprach. Sie verwendete die Radierungen aber für neue Bilder, indem sie diese stellenweise mit kräftigen Farben übermalte. Dadurch schuf sie interessante Kontraste zum strengen Schwarz der Radierung.

An der Oberfläche
Die Farbe sei das eigentliche Thema der ausgestellten Arbeiten, schreibt Dora Koller im Begleittext zur Ausstellung. Das mag für gewisse Werke stimmen, gesamthaft gesehen kann man dieser Aussage aber kaum beipflichten. Die Ausstellung präsentiert sich sehr heterogen. Dora Koller versucht sich in vielem, denn sie beherrscht vieles. Ihre Bilder gefallen, bleiben aber an der Oberfläche. In ihren Bildern gibt sie nur wenig von sich preis. Die Frage, was eigentlich die Künstlerin Dora Koller ausmacht, bleibt weitgehend offen.

24.6. Sonntagsapéro, 10-12 Uhr Ausstellung bis 1.7.

Erschienen im St. Galler Tagblatt am 20.06.2007