Ausstellung «Klang – Tanz – Canto» von Karl A. Fürer im Katharinensaal
St. Gallen. «Malen wie tanzen und singen» ist seit langem der Leitspruch im künstlerischen Schaffen von Karl A. Fürer. Mit dem Tanzen hat sich der St. Galler Künstler nun intensiv auseinander gesetzt.
Fast ein halbes Jahr lang besuchte Karl A. Fürer zweimal wöchentlich die morgendlichen Proben der Tanzkompanie des Stadttheaters St. Gallen. Über fünfhundert Skizzen sind dabei entstanden; eine Auswahl ist zurzeit in der Ausstellung «Klang – Tanz – Canto» im Katharinensaal zu sehen.
Ähnlich, wie es sich mit den Tänzerinnen und Tänzern verhält, deren Körper zu Beginn einer Probe noch nicht so recht gehorchen wollen, erging es auch Karl A. Fürer. Eher mühsam und ungelenk ging ihm das Zeichnen anfangs von der Hand. Wie die Tanzenden brauchte er zuerst eine Aufwärmphase.
Körper- und Bewegungsstudien
Mit der Zeit entwickelte der Künstler immer mehr Übung im Bannen der sich biegenden und drehenden Körper auf Papier, im Festhalten des Moments. Nur wenige Striche brauchte er schliesslich, um die Bewegungen der Tanzenden zu umreissen. Man erkennt Tänzer und Tänzerinnen, die Pirouetten drehen, Beine und Arme recken, aber auch einmal müde innehalten. Selten setzt er Farbakzente, indem er das Blatt in einem Farbton grundiert oder anstatt zum Kohle- zum Farbstift greift. Frucht dieser intensiven Auseinandersetzung ist auch das Heftobjekt «dancer», das einige der Skizzen in ästhetischer Anordnung präsentiert. Fürers Tanzskizzen sind Körper- und Bewegungsstudien. Die Musik, die sonst zu seiner wichtigsten Inspirationsquelle zählt, bleibt für einmal nebensächlich, da der Mensch als lebendiger Klangkörper im Zentrum steht.
Was man gerne sehen möchte, was aber (noch) fehlt, ist eine Weiterentwicklung dieser Erfahrungen. Man darf gespannt darauf sein, wie der Künstler sie in seine weitere Arbeit einfliessen lassen wird. Wie malt man Töne, welche Farbe hat ein Klang? Dies sind zentrale Fragen für Karl A. Fürer, mit denen er sich schon seit Jahren auseinander setzt. Antworten darauf gibt er in seinen «Klangbildern», die im Katharinensaal neben den rund hundert Tanzskizzen ausgestellt sind. Es sind zumeist Bilder in leuchtenden Farben, wie sie zum Markenzeichen Karl A. Fürers geworden sind. Das Bunte findet seine Fortsetzung auch in der Installation «canto», die zur Museumsnacht entstanden ist. Kreuzgang und Innenhof des ehemaligen Katharinenklosters sind zur Freude nicht nur der Kinder mit Luftballons in allen Farben angefüllt worden.
«Ich höre einen Schmetterling»
Einen Hinweis darauf, welche Klänge Karl A. Fürer in seinen Bildern sichtbar machen wollte, liefern die Titel der Bilder. Diese setzt der Künstler erst, nachdem er gründlich in sein Werk «hineingehört» hat. «Raunen» – so nennt er ein Bild, das ganz in Schwarz und Anthrazit gehalten ist. «Ich höre einen Schmetterling» lautet ein anderer Titel. Feine gelbe Spuren überziehen die weisse, quadratische Leinwand – und wenn man die Ohren spitzt, kann man den gaukelnden Schmetterling hören.
Ausstellung bis 1. Oktober, Di-So 14-17 Uhr, Do bis 20 Uhr
Erschienen im St. Galler Tagblatt am 18.09.2006